29.09.2014 Kategorie: Pressemitteilungen Ulm

Strategien gegen steigende PKV-Beiträge im Alter


Sogenannte Beitrags-Optimierer für private Krankenvollversicherungen sprießen wie Pilze aus dem Boden und versprechen erhebliche Beitragsersparnisse. Ist es tatsächlich so einfach, den Beitrag um 20 bis 40 Prozent zu senken, ohne dabei auf Leistungen verzichten zu müssen? Wer zahlt am Ende die Zeche, wenn alle nur sparen?

Jürgen Mayer und Matthias Knödler sind ausgewiesene Experten auf dem Gebiet der Krankenversicherung. Als Geschäftsführer der Firma Krankenversicherungshaus Ulm beschäftigen sie sich bundesweit mit der Möglichkeit des Tarifwechsels nach § 204 VVG. Aus ihrer täglichen Praxis berichteten Sie am 10 Februar 2014 in einer Veranstaltung der VGA-Bezirksgruppe Ulm.

Grundsätzlich, so Mayer, besteht für alle Krankenvollversicherten eine Möglichkeit zum Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft. Dass hiervon sehr viele Versicherte mit geringeren Prämien profitieren können, hat zwei Hauptgründe: Zum einen gibt es bei vielen Gesellschaften Paralleltarife, die oft durch schlechte Risikoprüfung und damit einhergehende Beitragsanpassungen verursacht wurden. Zum anderen haben viele Fusionen in der Branche dazu geführt, dass Versicherte heute mehr Auswahlmöglichkeiten haben.

Nach jeder Beitragserhöhung muss der Versicherer lediglich auf die grundsätzliche Möglichkeit des Tarifwechsels hinweisen. Nur seine über 60 jährigen Kunden muss er über konkrete Tarifalternativen informieren. Dabei werden nur in seltenen Fällen die für den Kunden optimalen Optionen kommuniziert. Daher bietet es sich an, hier als Vermittler tätig zu werden, um die Kundenzufriedenheit langfristig zu sichern. Hierbei gilt es allerdings, einige Grundregeln zu beachten.

Mögliche Fehler beim Tarifwechsel

In der privaten Krankenversicherung gab es in den letzten Jahren wesentliche Einschnitte, die bei einem Tarifwechsel zu beachten sind. So war es bis 2009 nicht möglich, Alterungsrückstellungen beim Wechsel zwischen verschiedenen Versicherern mitzunehmen. Seither besteht dieses Recht, jedoch verbunden mit Prämienaufschlägen. Per 2013 wurde die Beitragskalkulation zudem auf Unisex umgestellt, was mit weiteren Prämiensteigerungen einherging. Bei der Durchführung eines Tarifwechsels sollte also zunächst bedacht werden, innerhalb der jeweiligen Tarif-Welt zu verbleiben.

Weiterhin sollte bei der Optimierung des Versicherungstarifes nicht ausschließlich auf die Beiträge geachtet werden. Der neue Tarif sollte ein Leistungsspektrum bieten, welches dem alten Tarif zumindest nahe kommt; in jedem Fall sollte der Kunde genau wissen, welche Leistungen nun nicht mehr abgesichert sind. Anderenfalls kann es im Leistungsfall ein böses Erwachen geben. Unter diesen Aspekt lässt sich auch der Selbstbehalt subsumieren. Möglicherweise fühlt sich der Kunde mit geringeren Selbstbehalten wohler und nimmt dafür sogar höhere Prämien in Kauf.

“Es kann sich sogar lohnen, heute etwas mehr Beitrag zu zahlen, um Altersrückstellungen zu sammeln und dann im Alter zu sparen“ sagt Knödler und nimmt hiermit Bezug auf das Angebot vieler Krankenversicherer, Beitragsentlastungstarife abzuschließen. Hier wird die Idee des gesetzlichen Zuschlags aufgenommen, den jeder Versicherte ohnehin bis zum Rentenbeginn zahlen muss, und sogar weiter ausgebaut, um von zusätzlichen Beitragsentlastungen zu partizipieren.

Richtig beraten und konsequent betreut führt der Tarifwechsel so zum deutlichen Mehrwert für den Kunden und dadurch auch zum Nutzen des Vermittlers.

Win-Win-Situation für Vermittler und Kunde - wo bleibt der Versicherer?

Wenn Kunde und Vermittler profitieren, stellt sich natürlich auch die Frage, wer am Ende dafür zahlt. Denn letztlich basieren alle Versicherungen auf dem Risikoausgleich im Kollektiv. Grundsätzlich kommt diese Thematik nur dann auf, wenn der Versicherte bei identischen Leistungen im neuen Tarif geringere Prämien zahlt. Unter der Annahme, dass der neue Tarif angemessen kalkuliert ist, lässt sich leicht folgern, dass das Kollektiv in dem alten Tarif im Durchschnitt ein höheres Risiko darstellte. Abhängig vom Gesundheitszustand des gewechselten Kunden kann der Wechsel für das alte Kollektiv also sogar von Vorteil sein.

Die Kosten des Tarifwechsels tragen langfristig also diejenigen Versicherten in deren Kollektiv sich die schlechteren Risiken sammeln. Der Versicherer hält sich hierbei weitestgehend schadlos, hat jedoch unter Umständen das Problem, dass schlechte „Altrisiken“ in knapp kalkulierte neuere Tarife wechseln und hier mittelfristig zu höheren Prämien beitragen, nur um anschließend in das nächstbessere Kollektiv zu wechseln.